Wenn die böse Schwiegermutter die Familie zerstört
Betreff: Die böse Schwiegermutter
Lieber Herr Bonelli,
ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn sie ein Video zu meinem Fall veröffentlichen könnten. Es geht um die Frage, ob man Großeltern die Enkel vorenthalten darf.
Ich, weiblich, 30 Jahre alt und mein Mann, 31, haben drei gemeinsame Kinder (9, 6 und 3). Das 4. ist unterwegs.
Wir sind zusammen seit wir 16 und 18 sind und er ist meine erste große Liebe.
Die Mutter meines Mannes ist eine sehr dominante Frau, alleinerziehend, 2 Kinder (mit unterschiedlichen Vätern), 3 fach geschieden. Sie ist sehr stolz darauf, relativ spät noch trotz der Kinder studiert zu haben.
Ihr Mann (der Stiefvater meines Mannes), zu dem sie geschieden, mit dem sie aber inzwischen wieder zusammen ist, ist beruflich weniger erfolgreich und hat psychische Probleme (Klinikaufenthalte wegen Depressionen), keine eigenen Kinder.
Sein leiblicher Vater (inzwischen verstorben) durfte nach der Trennung in der frühen Kindheit keinen Kontakt mehr zu ihm haben, weil seine Mutter den Kontakt verhinderte. Ich hatte wegen der Enkel Kontakt zu ihm (mein Mann selber wollte nicht), da hatte er mir das gesagt. Mein Mann dachte sein Leben lang, dass er einen problematischen Vater hat.
Ich habe mich nie wohl bei meinen Schwiegereltern zu Hause gefühlt, dachte aber immer, dass ich sie schon noch von mir überzeugen können würde. Mein Selbstbewusstsein war recht hoch, ich war sehr gut in der Schule und erfolgreich im Sport.
Von Beginn an wurde ich abgelehnt und wegen jeder Kleinigkeit verurteilt und kritisiert. Ich könnte beim Essen nicht richtig mit dem Besteck umgehen. Ich hätte eine derbe Ausdrucksweise. Ich wäre viel zu emotional. Ich hätte riesige Bildungslücken.
Im Alter von 16-18, stieß ihre Kritik an meiner Herkunftsfamilie (Eltern zusammen, 3 Geschwister) direkt ins Schwarze, da ich selbst in dieser Zeit kein gutes Haar mehr an meinen Eltern lassen konnte. Was ich im Nachhinein betrachtet auch gar nicht mehr für ungewöhnlich halte. Das ist in dem Alter doch auch normal, dass man sich auf diese Weise ablöst.
Meine Eltern waren und sind ganz in Ordnung, wenn natürlich auch nicht fehlerfrei und mit eigenen Päckchen.
Mein Mann hingegen hatte irgendwie gar keine Pubertät in dem Sinne, dass er Mal aufbegehrt oder rebelliert hätte. Die Beziehung zu seiner Mutter und seinem Stiefvater schien von außen immer sehr harmonisch. Aber ich glaube, sie war relativ oberflächlich.
Aus der Schublade, dass ich ein schwieriger Mensch sei, kam ich bis heute bei meinen Schwiegereltern nicht raus.
Daran haben auch ein sehr gutes Abitur und drei gesunde Kinder nichts geändert.
Sie sind extrem übergriffig, obwohl seit der Geburt des Großen nur noch selten Kontakt bestand (alle paar Monate, nur zu den Feiertagen).
Sie können sich keine Fehler eingestehen, haben immer Recht und wissen alles besser. Aus ihrer Sicht mache ich als Mutter alles falsch und sie würden alles genau gegenteilig machen.
Ich bin aber sehr zufrieden und stolz auf meinen Weg, auch wenn ich natürlich auch Fehler gemacht habe und immer noch mache. Aber was geht es sie an? Ich komme mir oft vor wie auf der Anklagebank.
Meine Schwiegermutter nimmt es mir sehr übel, dass ich mein Studium abgebrochen und stattdessen lieber Kinder gekriegt habe. Ich bemühe mich beruflich nicht und aus ihrer Sicht nutze ich ihren Sohn finanziell aus. Dabei bin ich ein sehr sparsamer Mensch und lege keinen Wert auf Luxus. Sondern eben auf Kinder und Familie.
Zur Geburt unseres 1.Kindes sagte sie zu mir:“ das ist ja so befremdlich“. Sie war sauer auf mich, dass es eine Hausgeburt war.
Später sagte sie einmal – ich weiß nicht mehr worum es ging, irgendetwas Banales (schlaflose Nächte oder so)- „du hättest das Kind ja nicht kriegen müssen“.
Und in der Schwangerschaft erzählte sie, dass sie sich erkundigt habe und man mich leider nicht zur medizinischen Untersuchung xy zwingen könnte. (Ich hatte die Vorsorge überwiegend durch eine Hebamme machen lassen und war nur selten beim Frauenarzt.) Man müsse schon warten, bis das Kind da ist, bevor man eingreifen könne.
Ihre Demütigungen passieren natürlich vor unseren Kindern. Sie hat sich sogar schon einmal meinen Kindern beim Nörgeln über mein Essen angeschlossen. Sie hatte mit angeekelt verzogenem Gesicht gesagt:“ neee, sowas esse ich nicht…“
Ein einfaches „nein- danke“ hätte auch gereicht oder?
Da ist mir bewusst geworden, dass ich keine Kapazitäten habe für sich derart (wie Kinder) verhaltende Erwachsene und dass meine Kinder durch die Demütigungen jeglichen Respekt vor mir verlieren. Das kann ich mir nicht leisten. Wie soll ich sie da erziehen?
Ich habe mich dazu entschlossen, den Kontakt abzubrechen, was meinen Schwiegereltern sehr gelegen zu kommen scheint. Es interessierte sie jedenfalls nicht, sie schienen erleichtert darüber zu sein.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass genau das ihr Ziel war, denn sie hielten sich überhaupt gar nicht mehr zurück mit ihrem unmöglichen Verhalten.
Nun geht es darum, dass sie Kontakt zu ihren Enkelkindern fordern. Das will ich auf keinen Fall ohne mein Beisein. Sie würden in die Elternrolle schlüpfen und außerdem auf sehr subtile Weise meinen Kindern das Gefühl geben, dass sie eine ganz schlimme Mutter haben, deswegen arm dran sind und selber ganz problematische Menschen sind. So wie sie es damals mit mir gemacht haben. Oder mit meinem Mann und seinem Vater.
Ich möchte nicht, dass sie einen Keil zwischen uns Eltern und Kindern treiben.
Sie fühlen sich völlig im Recht und glauben meine Kinder vor mir retten zu müssen.
Als ich einmal klar stellte, dass nur wir Eltern für unsere Kinder verantwortlich sind, sagte mein Stiefschwiegervater: „das sehe ich nicht so“ und meine Schwiegermutter keifte direkt hinterher: „eure Kinder sind nicht euer Eigentum“. Es fielen auch schon Sätze wie: „bei euch müsste man Mal das Jugendamt alarmieren“. Weil das Baby durch zu wildes Spielen mit den Geschwistern eine Schürfwunde hatte.
Mein Stiefschwiegervater hat eine sehr familienfeindliche politische Einstellung. Eigentlich alle beide. Sie sind für eine Kitapflicht ab 1 Jahr. Für eine Krankenhausgebärpflicht. Für diverse Impfpflichten und so weiter. Wir wollen nicht zum Impfen gezwungen werden, unsere Kinder sind zu Hause geboren und gehen erst mit 3-4 Jahren in den Kindergarten. Und auch nur, weil die Erzieherin richtig toll ist. Ich sehe es nicht als zwangsläufig notwendig an.
Obwohl sie sich damit komplett gegen uns Eltern positionieren, fühlen sie sich im Recht, denn es ist ja ihre freie Meinung.
Als ich zu meinem Stiefschwiegervater sagte, er könnte das doch alles gar nicht beurteilen, was für Kinder gut ist, sagte er, ich könne das genauso wenig beurteilen.
Mein Mann ist sehr passiv. Er sieht das alles gar nicht so eng. Das Verrückte an der ganzen Sache ist, sie tun vorne rum oberflächlich sehr freundlich. Es läuft so subtil. Und bei jedem Treffen wird so getan, als sei vorher nichts gewesen.
Obwohl mein Mann erfolgreich im Beruf ist und grundsätzlich selbstbewusst, wird er vor seiner Mutter wieder ganz klein.
Dass ich ihn dauernd mit dem Thema narzisstische Mutter, Narzissmus, Grenzen setzen und so weiter beeinflussen möchte, nervt ihn oftmals. Er hört mir aber auch oft zu und stimmt mir zu. So richtig begreifen tut er es aber glaube ich nicht. „Es war ja nicht alles schlecht.“ Und das stimmt auch, aber es war maximal neutral, würde ich fast sagen. Wir (bzw in erster Linie ich) wurden noch nie gelobt und es gab nie Zuspruch. Sie wirkten eher verletzt und gekränkt oder schockiert, wenn wir uns freuten oder es uns gut ging.
Seine Eltern sehen ihn – glaube ich zumindest – als mein Opfer, das es nicht schafft, sich von mir zu befreien.
Es besteht, wie gesagt, sehr wenig Kontakt zwischen meinem Mann und seinen Eltern (Mutter/Stiefvater) und er vermisst sie auch nicht. Sie sind ihm eher unangenehm. Wenn sie sich dann aber melden, fühlt er sich verpflichtet.
Beim letzten Telefonat vor ein paar Monaten sagte seine Mutter sogar zu ihm, dass er nicht mehr ihr Sohn sei, weil er ablehnte Kontakt zu unseren Kindern gegen meinen Willen herzustellen. Er sagte zu ihr, dass es erst Mal nicht gehe.
Ich möchte aber, dass es nie wieder geht, ehrlich gesagt.
Er hat die Hoffnung, dass sie sich schon noch ändern würden, wenn er jetzt Grenzen setzt und das Verhältnis auch wieder besser werden kann.
Ein Brief von ihr hat ihn wieder verunsichert. Darin wirft sie ihm vor, dass es eine große Strafe sei, dass sie als Großeltern ihre Enkelkinder nicht aufwachsen erleben dürften. Die hätten sie nicht verdient. Und ganz besonders die Kinder hätten es nicht verdient und auch für sie sei es eine große Strafe.
Ein Bisschen sauer stößt mir dabei zusätzlich auf, mit welcher Selbstverständlichkeit die beiden den Stiefgroßvater als Großvater sehen. In der Zeit, als sie getrennt waren, bestand seinerseits kaum Interesse und er lehnte es früher immer ab, von mir vor den Kindern als Opa bezeichnet zu werden. Auch schrieb er, als sich die Konflikte zuspitzten, unserem Großen eine Karte, in der er ihn zu „gemeinsamen Abenteuern“ einlud. Uns Eltern ignorierte er und übergang er dabei völlig.
Unsere Kinder haben einmal gefragt, warum wir sie nicht mehr sehen. Ich habe gesagt, dass wir uns gerade nicht gut miteinander verstehen und dass es einige Probleme gibt. Damit hatte sich das Thema für sie erledigt und sie vermissen sie nicht.
Seit ich mich von meinen Schwiegereltern befreit habe, geht es mir endlich wieder sehr sehr gut und dadurch auch der ganzen Familie. Ich habe viel mehr Kraft für unsere Kinder und ihre Probleme. Dadurch gedeihen sie auch viel besser und auch meine Erziehung ist besser geworden.
Die Feiertage sind wieder schön und mir kein Graus mehr. Weil sie endlich uns gehören.
Erst vor ein paar Tagen rief meine Schwiegermutter auf unser Festnetztelefon an. Glücklicherweise konnte gerade keiner dran gehen, auch die Kinder waren zu beschäftigt. Normalerweise heben sie auch manchmal das Telefon ab, wenn es klingelt. Sie redete wieder Mal ganz normal auf den Anrufbeantworter, als sei nie etwas gewesen. Ich empfinde das als sehr übergriffig. Sie hätte auch auf das Handy ihres Sohnes anrufen können. Darum habe ich sie jetzt im Telefon blockiert.
Auch möchte ich nicht, dass sie bei uns zu Hause jemals wieder auftaucht. Wenn es klingelt, rennen die Kinder zur Tür und streiten sich darum, wer zuerst auf macht. In so einer Situation bin ich völlig machtlos, wenn sie dann vor der Tür steht.
Dann muss ich sozusagen an zwei Fronten kämpfen. Meine Schwiegermutter abweisen und drei protestierenden Kindern erklären, warum die Oma jetzt nicht zum Spielen bleiben kann.
Die dann völlig selbstverständlich hier rein stolzieren würde und auch direkt wieder Bemerkungen darüber machen würde, dass es hier „aussieht als hätte eine Bombe eingeschlagen“ an die Kinder gerichtet mit verstellter Stimme. Subtil meinen Haushalt schlecht machend.
Darum muss ich gefühlt die ganze Zeit die Grenzen hochhalten im Verhältnis von meinem Mann zu seinen Eltern. Ich kann darum gar nicht mit dem Thema abschließen.
Was meinen Sie zu meinem Fall? Haben sie noch einen Rat für mich? Vielleicht im Bezug auf meinen Mann? Können meine Schwiegereltern uns noch etwas (gerichtlich z.B.)? Ich habe ehrlich gesagt, regelrecht Angst vor ihnen und bin seit ca einem Jahr dabei das alles aufzuarbeiten. Ihre Videos helfen mir dabei sehr!
Herzliche Grüße,
Jasmin