Partnerschaft trotz Männerhass: Hat meine Erziehung die Liebe zerstört?
Betreff: “Ein unerotischer Mann als letzte Chance“
Sehr geehrter Herr Bonelli,
Vielen Dank für Ihre Videos die sie zur Verfügung stellen. Ich finde das sehr großzügig und auch mutig von Ihnen. Ich kann mir vorstellen, dass eine derartige Öffentlichkeit auch Kritiker hervorruft, deren Motivation nicht immer konstruktiv erscheint. Vieles kann ich durch Ihre Videos lernen und das mit Freude.
Ich möchte Sie um Orientierung und realistische Einschätzung meines Vorhabens bitten. Es soll die Frage geklärt werden, ob ich eine Therapie beginnen sollte, also ist es sinnvoll?
Ich bin 36 Jahre alt, kinderlos und Single, dies beschreibt schon ganz konkret mein Problem. Mein Wunsch wäre einen Partner und auch mind. ein Kind. Ich frage mich, woran es liegt das mir dies nicht gelingt. Also wo habe ich mich bisher nicht besonders klug Verhalten?
Zur Vorgeschichte:
Als Einzelkind haben sich meine Eltern getrennt als ich 6 Jahre alt war. Mein Vater hat sich nach der Trennung nicht um mich gekümmert, bzw. nur zu Beginn. Ich habe kaum Erinnerungen daran, meine Mutter hat jedenfalls alles dafür getan, dass ich bis heute glaube das er mich nicht wollte und ein schlechter egozentrischer Mann sei, wie alle Männer… Heute denke ich, dass sie es so gut gemacht hat wie sie konnte, sie war tief verletzt, weil er sie für eine jüngere und hübschere Frau verlassen hat.
Leider und das ist und bleibt ein Problem, hat sie mich in der Priorität und Ordnung stets vor den Partner gestellt und tut es auch bewusst heute noch so. Sie hat einen neuen Mann gefunden und ist seit 30 Jahren mit diesem zusammen. Sie sagt, dass er es weiß und akzeptiert hat, dass ich vor ihm stehen würde.
Es ist und bleibt schwer, meine Mutter aus meinem Leben zu halten. Sie hat auch viele gute Dinge für mich getan und ich hab sie lieb, möchte sie nicht verurteilen. Sie verurteilte in meiner Pubertät stets die Jungs die ich toll fand, wenn einer Interesse hatte, dann warnte sie mich.. dass es sex-geile Jungs sind die eh nur das Eine wollen…daraus entwickelte ich dann Ängste und ein Tabu oder war gehemmt…
Meine Flucht war es dann eine Frau zu lieben (ohne den Verstand einzustellen) denn es war eine WG die ich 8 Jahre lang aufrecht gehalten habe, heute denke ich dass es Flucht war und eine neue Abhängigkeit die ich emotional eingegangen bin… besonders klug war das nicht.
Ich habe einfach wie zuvor auch alles für meine Partnerin gemacht und auf sie ausgerichtet…bis auch sie sich von mir trennte, da das natürlich keine Basis für eine gesunde Beziehung auf Augenhöhe ist.
Abgesehen davon habe ich nicht das Gefühl auf Frauen zu stehen und eine Maske aufgebaut, die vorgab dass ich das bin was ich gelebt habe, aber das war nicht authentisch.
Die Trennung war gut für mich und ich habe begonnen das alles zu verstehen, also den Kopf einzuschalten und die Maske abzulegen.
Ich suche Kontakt zu Männern und es ist so, dass ich verunsichert bin, was meine Erwartungen an eine gesunde Beziehung angeht. Rückmeldungen von Freunden teilen mir ganz unterschiedliche Dinge mit und ich bin mir nicht immer sicher aus welcher Motivation sie das tun.
Ich habe jemanden Kennengelernt, mit dem ich gerne etwas unternehme. Es ist so dass Detlef sehr zurückhaltend ist und mir Resonanz wichtig ist, er kann schwer formulieren was er möchte und welche Wünsche er hat und möchte dass ich alles vorgebe… das ist mir häufig zu einseitig und nicht meine Vorstellung einer gesunden Beziehung.
Zudem finde ich ihn nicht besonders erotisch, so dass ich ehrlich sein wollte um auch ihm keine falschen Hoffnungen zu machen.
Ich leide schon sehr darunter, dass ich schon 36 bin und habe große Angst dass mein Wunsch eine Familie nicht mehr zu realisieren ist, so dass auch ein gewisser Druck hinter der Partnersuche steht.
Eine Freundin sagt, dass ich mir die Resonanz woanders holen solle und die Beziehung eingehen soll. Eine Freundin sagt, nein das ist niemand für dich, du bist zu stark und das kann nur im Unglück enden. Detlef möchte gerne eine Beziehung zu mir, dass schon mal vorweg, um das nicht allzu dekadent zu gestalten.
Meine Gedanken dazu sind: muss ich nicht auch verliebt sein und ihn auch erotisch anziehend finden, sonst baue ich doch erneut eine Basis für eine unglückliche Beziehung auf. Da ich Kinder möchte sollten sie einen Papa haben, der bei mir vor den Kindern kommt, das gelingt doch nur, wenn ich diesen auch authentisch liebe und ihn nicht nur mag.
Wie sie merken, ich bin verunsichert. Was ist überhaupt Liebe und entwickelte sie sich auch, um so mehr man miteinander unternimmt?
Sollte ich froh sein, dass sich überhaupt jemand für mich interessiert? Reicht es wenn man einander mag und der Rest wird sich entwickeln?
Oder sind meine Gedanken so absurd, dass ich besser eine Therapie absolvieren sollte, in der Hoffnung beziehungsfähiger zu werden und diese Dinge klarer einschätzten zu können?
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir eine Rückmeldung geben könnten.
Freundliche Grüße,
Emma