Seite wählen

Wie dumm darf ein Mann sein?

Anna, 25a, führt gern intellektuelle Gespräche und ist religiös. Sie empfindet, dass sie mit ihrem Partner oft nicht auf intellektueller Augenhöhe kommunizieren kann und fragt sich, ob sie sich damit abfinden muss.

Betreff: Intellektuelle und religiöse Differenzen

Guten Tag Herr Bonelli,

Wie wohl jeder, der sich dazu entscheidet, Ihnen ein Anliegen zu senden, bin ich begeistert von Ihrer Arbeit.
Sie haben mir sehr bei meinem persönlichen Wachstum geholfen.
Dafür danke ich Ihnen von Herzen.

Nun zu meinem Thema:
Ich, Anna, bin mit meinem Freund, nennen wir ihn Johann seit 1 1/2 Jahren zusammen. Bereits nach 2 Monaten Beziehung wurde ich schwanger. Ich war darüber sehr geschockt, denn es wurde mir beim Frauenarzt vor einigen Jahren bestätigt, dass ich ohne eine hormonelle Therapie nicht schwanger werden könnte. Damals hat mich das sehr beschäftigt und tief traurig gemacht, da ich Kinder liebe und gerne Mutter sein wollte.
Nun, nach dem anfänglichen Schock, waren wir beide in freudiger Erwartung auf unseren Sohn.

Mein Partner war eine unglaubliche Stütze in der Zeit der Schwangerschaft und hat sofort die Verantwortung der Vaterschaft übernommen. Davon bin ich noch immer sehr beeindruckt. Mittlerweile ist bei uns der Alltag eingekehrt und es stört mich immer wieder, dass es zwischen mir und ihm kaum geistigen Austausch gibt. Unsere Gespräche sind für mein Verständnis eher banal; handeln von Oberflächlichkeit. Ich lese viel, da mir Bildung wichtig ist und ich gerne neue Ideen und Konzepte aufsauge. Mein Partner dagegen schaut abends Serien auf Netflix und beschäftigt sich in seiner Freizeit nicht mit intellektuellen Themen. Dahingehend haben wir einfach keine Gemeinsamkeiten.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich schalte auch gern mal ab und schaue Serien oder Filme. Allerdings sollte das meiner Meinung nach eben nicht alles sein, womit man seinen Geist füttert. Wir haben sehr wohl auch Spaß miteinander und können zusammen herzlich lachen. Die Philia ist also in jedem Falle vorhanden. Der Eros kommt etwas kurz, da ich oftmals keine Lust verspüre. Am Ende des Tages bin ich meist ausgelaugt. Unser Sohn, der Haushalt und mein Fernstudium bringen mich oft an die Grenzen meiner Kräfte. Vielleicht bin ich also auch nur eifersüchtig auf ihn, da er mehr Freizeit hat als ich? Könnte daher auch eine gewisse Abneigung rühren?

Eine Beziehung zu etwas Höherem, nennen wir es Gott, ist mir in meinem Leben sehr wichtig. Ich bemühe mich, meine Werte zu leben und ein positiver Einfluss in dieser Welt zu sein. Daher finde ich es auch so schade, dass ich meinen Partner teilweise so abwerte, wenn ich feststelle, dass er nicht versteht, was ich meine, weil er nicht gebildet genug und/oder nicht religiös ist um es mal drastisch auszudrücken.

Sollte ich einfach akzeptieren, dass ich mir für bestimmte Themen andere Menschen suchen muss, um mich mit ihnen auszutauschen?

Ich wünsche mir sehr, dass ich diese Denkweisen überwinden kann, da er ein wunderbarer, liebender Partner und Vater ist und ich ihm gegenüber nicht abgeneigt sein will. Leider komme ich selbst nicht dahinter, wie ich unsere Situation anders betrachten könnte, um zufrieden mit diesen Differenzen zu sein.

Liebe Grüße und alles Gute für Sie und Ihre Familie!

Die Auflösung dieses FALLES
sehen Sie im Video