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Sex ist mehr als Selbstbefriedigung

Diana, Alter unbekannt, nimmt wahr, dass ihr Freund immer seltener mit ihr Sex hat, sich aber selbstbefriedigt. Sie hätte große Lust, öfter mit ihm zu schlafen und ist frustriert und verärgert, weil sie den Eindruck hat, ihr Freund wolle nichts an der Situation ändern. Sie fragt, ob sie egoistisch oder sexistisch ist, weil sie gerne öfter Sex mit ihm hätte.

Betreff: Mein Freund will nicht mit mir schlafen

Lieber Herr Dr. Bonelli,

ich habe eine Frage und weiß nicht, wie ich das moralisch beurteilen soll. Wenn mein Freund sehr selten Sex mit mir haben will, sehr selten Sexuelles mit mir machen will (einschließlich Oralverkehr, Petting, Geschlechtsverkehr, etc.), ich aber jeden Tag sehr große Lust habe. Wie soll ich empfinden? Was soll ich tun?

Wir sind beide jung und seit einem Jahr zusammen. In den ersten zwei Monaten ging es ihm gut und wir hatten relativ häufig Sex. Danach ging es ihm psychisch (arbeitslos) und finanziell und/oder körperlich (Zahnschmerzen, Harnwegsentzündung, aber nicht durchgehend) schlecht und wir hatten nur mehr etwa 1-3 Mal Sex im Monat. Die letzten 5 Monate hatten wir nur 1x Sex und 2x Oralverkehr. Er sagt, es ist halt so, dass er nicht so oft Sex will und ich soll bitte geduldig sein. Wenn er einen Job hat, würde sicher alles besser werden.

Ich höre manchmal, wie er sich selbst befriedigt. Angeblich nicht zu Porno, sagt er. Ich werde sooo eifersüchtig, weil ich mir denke, er ist erregt, aber vielleicht nicht durch mich. Und, er ist erregt, aber statt mit mir intim zu werden, macht er es sich selbst. Ich will es nicht so streng sehen, aber es macht mich traurig. Er sagte mir vor 2 Wochen, er holt sich deshalb manchmal einen runter, weil er testen will, ob er bei Selbstbefriedigung auch Schmerzen hat. Ich wusste nicht, dass er Schmerzen hat!

Angeblich ist das so seit Dezember, v.a. nach Oralverkehr, er meinte vielleicht liegt es an meinem Speichel (hää?) und manchmal nach Sex. Ich war in unserer Beziehung 2x beim Frauenarzt testen. Ich sagte ihm, es wäre schön, wenn er zum Urologen geht, denn nur der kann sagen, was Sache ist, ob er vielleicht eine Infektion hat. Mein Freund wollte zuerst nicht gehen, aber dann sagte er ok er geht. Ich habe eine Woche gewartet. Er ging nicht. Dann hab ich ihn angesprochen und er sagt ja er wird schon gehn… Er hats vergessen oder verschlafen! Morgen geht er zum Arzt, hat er versprochen.

Wie bewertet man so ein Verhalten? Heißt das, wenn er sich nicht die Mühe gibt hier etwas zu ändern, obwohl er sieht, dass es mich belastet, dass er mich nicht liebt? Dass ich ihm nicht die Mühe wert bin? Er befriedigt mich in keinster Weise und geht weg, wenn er beim Kuscheln eine Erektion verspürt.

Ich will ihn nicht verurteilen, wenn er keinen Sex mit mir hat. Ich kann ihn sehr verstehen. Was mich aber wütend macht, ist, dass ich ihm entgegenkomme, er mir aber so gut wie gar nicht. Ich habe jeden Tag Lust auf ihn, aber unterdrücke meine Lust. Mache es oft auch mit Leichtigkeit, weil ich ihn liebe. Versuche mich abzulenken. Bei SB denke ich auch immer an ihn.

Bin ich egoistisch? Denke ich zu viel an mich selbst? Verlange ich zu viel? Wie kann ich damit umgehen, dass er sich selbst befriedigt aber nichts Sexuelles mit mir macht? Wie kann ich damit umgehen, dass er mir versprochen hat zum Arzt zu gehen, aber es immer wieder aufschiebt?

Ich persönlich glaube, dass er einfach zu faul ist und deshalb nichts mit mir macht.

Oder, dass er mich nicht mehr so attraktiv findet wie am Anfang, weil ich vielleicht Bedürftigkeit ausstrahle? Ich versuche schon mich dahingehend zu bessern. Ich besuche eine Gruppe für Co Abhängige, ich rede mit meiner Psychotherapeutin darüber. Sie sagt auch, dass ich mich wie seine Mutter verhalte die ihr Kind ja behüten und es ihm Recht machen will (da ich Konflikte leider oft scheue um ihm zu gefallen, wobei das mit dem gefallen so eh nicht funktioniert). Und dass dann klar ist, dass da nichts läuft.

Es kann schon sein, dass ich schuld bin und ihn abschrecke, weil ich nicht mehr so unabhängig scheine wie zu Beginn und vielleicht findet er mich einfach süß, aber mehr nicht. Aber, ist das ein Grund warum nur ich mich ändern sollte und er nicht? Ich frage ihn, ob das an mir liegt, ob er mich nicht mehr attraktiv findet. Er sagt, er findet mich attraktiv und es liegt nicht an mir. Aber, vielleicht findet er mich doch nicht attraktiv und will es sich einfach nicht eingestehen? Oder, er weiß nicht woran das liegt, dass er mich nicht mehr so anziehend findet?

Was finden Sie? Ist es egoistisch von mir wenn ich wütend und enttäuscht bin? Könnte ich von ihm erwarten, dass er auf mich zukommt zB. mit einer Massage, auch wenn er keine Lust hat? Ist es sexistisch so zu denken? Ich freue mich über Ihre Meinung!!!

Mit freundlichen Grüßen,
Diana

Die Auflösung dieses FALLES
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