Männer finden mich unattraktiv

Lena ist mit 1,95 m größer als die Durchschnittsfrau. Oftmals hat sie deshalb Ablehnung von Männern erfahren. Ihre Beziehungssituation frustriert sie und ein Leben ohne liebenden Partner erscheint ihr nicht lebenswert.

Betreff: Größe als Beziehungshemmnis

Sehr geehrter Herr Prof. Bonelli,

seit nun einigen Jahren plagen mich die Ängste des Single-Daseins.
Ich bin nicht nur als Frau überdurchschnittlich groß (etwa 1,95m), sondern habe auch eine Diagnose bezüglich Asperger-Autismus. (Dieser beeinflusst mich jedoch nicht wahrnehmbar, da ich bereits in meiner Jugend daran gearbeitet habe.)

Ich habe in meinem Leben jedoch viel Ausgrenzung erfahren. Über zwei Jahre hinweg habe ich Mobbing ausgehend von den Jungen meiner damaligen Klasse erlebt. Ich habe beinahe jeden Tag vor Angst Magenkrämpfe und Übelkeit bekommen und viele Tränen vergossen. Dies hatte Depressionen und mangelndes Selbstbewusstsein zur Folge, weswegen ich über Jahre hinweg in Therapie war.

Zur Zeit des Mobbings (12.-14. Lebensjahr) habe ich auch zusätzlich erfahren müssen, was es bedeutet, als Frau extrem groß zu sein. Mit 12 war ich etwa 1,75m. Ich bekam vermehrt von Fremden intensive Blicke und Kommentare zu meiner Größe, oft im Vorbeigehen. Diese waren eher negativ konnotiert, wie „Oh meine Güte ist die riesig.“

Das hatte zur Folge, dass jeder Ausflug in die Öffentlichkeit einer Tortur glich, da ein Desinteresse an meiner Größe eine Seltenheit darstellte. Ich fühlte mich reduziert, gar wie eine Attraktion. Noch heute bedeutet das öffentliche Leben genau wegen jener Aspekte viel Stress für mich.
Die unangenehmste Art von Frage ist jedoch die folgende, die immer wieder mein Liebesleben thematisiert und grob lautet:

„Wie sieht es bei deiner Größe aus mit einem Freund?“ (Ja, es gibt tatsächlich Menschen, die so wenig Taktgefühl besitzen).

Die Thematik „Beziehung“ macht mir sehr zu schaffen, da ich noch nie in einer Beziehung war und es erlebt habe, von einem Partner geliebt zu werden. Ich habe zwar gute Freunde an der Universität gefunden, ein (intellektuell) erfüllendes Studium, eine liebevolle Familie, diverse Hobbies, aber die innere Leere vereinnahmt mich. Es fühlt sich an, als fehle etwas Essentielles.

Ich habe von Männern häufig das Gefühl vermittelt bekommen, einschüchternd zu sein. „Ich fühle mich klein neben dir“ ist ein Satz, den ich ausschließlich von (fremden) Männern bekam. Dem diametral gegenüber stand der Aspekt, dass ich fast schon fetischisiert wurde, im Sinne von „Lange Beine sind doch toll!“ oder „Du kannst modeln gehen“. Das hat mich angewidert, denn scheinbar existiert Attraktivität und Abneigung nur in Zusammenhang mit meiner Körpergröße.

Ich habe erfahren, dass ich von Männern selten „als Frau“ wahrgenommen werde. Trotz bemühter, regelmäßiger Kontaktaufnahme zu Kommilitonen wurde ich eher oberflächlich nett behandelt.

Das hat mir sehr zugesetzt, da mein weibliches Umfeld nie Schwierigkeiten hatte. Andere Mädchen wurden als süß und feminin angesehen und hatten nicht nur schnell die Aufmerksamkeit von Männern. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht gerne flirte und Interesse subtil (und eher über Freundlichkeit und Neugier am Gegenüber) vermittele, vielleicht liegt es an meiner Körpergröße.

Ich weiß, dass der durchschnittliche Mann eine kleinere Frau bevorzugt. Es existieren diesbezüglich ja umfassende Studien, die herausgefunden haben, dass eine kleinere Körpergröße weibliche Attraktivität ausmacht.

Das macht es leider nicht einfach zu akzeptieren, denn Attraktivität ist für das erste Ansprechen in z.B. einer Bar nicht unerheblich.
Die Körpergröße eines Mannes hingegen ist mir weniger wichtig, obwohl ich leider zugeben muss, dass große Männer (ab 1,85m) sehr attraktiv auf mich wirken. Die „Auswahl“ (ich hasse diesen objektifizierenden Begriff) ist demnach geringer.

Meine bisherigen Versuche, in eine ernsthafte und auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung zu kommen, haben mich sehr frustriert. Auch die Tatsache, dass ich eigentlich nicht ausgehe, da ich mich in Bars, Clubs etc. unwohl fühle (ich bin eher introvertiert) macht mir zu schaffen.

Ich grüble deshalb häufig über meine Situation und manchmal kehren die seit einigen Jahren bestehenden Suizidgedanken regelmäßig in meinen Verstand zurück und plagen mich. Bis jetzt konnte ich mich früher oder später davon abwenden, obgleich ein Leben ganz ohne Liebe eines Partners in meinen Augen nicht erstrebenswert erscheint. Ich bin verzweifelt.

Sehe ich ein Problem, das vielleicht gar nicht existiert? Ich bin verunsichert.

Mit freundlichen Grüßen
Lena

Die Auflösung dieses FALLES
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