Im Schweigen erstickt: Der stille Kampf einer schüchternen Frau

Doris kämpft mit Sprechblockaden in unangenehmen Situationen. Sie stammelt in solchen Fällen oder spricht gar nicht. Sie möchte dieses Problem, wenn möglich, lösen.

Betreff: Sprechblockade überwinden

Sehr geehrter Professor Bonelli!

(Wie) kann man lernen, in unangenehmen Situationen die eigene Position zu vertreten und dabei nicht einfach zu verstummen?

Ich habe das große Problem, dass ich oftmals kein Wort mehr herausbringe, wenn jemand enttäuscht von mir oder sauer auf mich ist. Auch wenn ich unangenehme Themen ansprechen muss oder für mein Recht einstehen sollte, habe ich das Gefühl, dass in meinem Inneren etwas blockiert. Und wenn ich verbal etwas heraus bringe, ist es gestammelt/gestottert und bietet dem Konfliktpartner nur eine weitere Angriffsfläche.

Beispielsweise hatte ich kürzlich einen Streit mit meinem Freund Klaus (ich bin seit 5 Jahren mit ihm zusammen, seit 2 Jahren wohnen wir gemeinsam). Er war sauer, weil ich die Wäsche aufgrund von Uni-Stress vernachlässigt hatte. Er bat mich, an diesem Abend zumindest einen Teil der Wäsche zu bügeln. Am Abend machte er überraschend den Vorschlag, sich mit Freunden in einer Bar zu treffen. Dankbar für eine kleine Ablenkung kam ich mit. Am nächsten Morgen fiel Klaus auf, dass die Wäsche immer noch nicht gebügelt war und er erboste. Er warf mir vor, ich sei einfach zu faul. Ich habe etwas überrumpelt eingeworfen, dass wir ja am Vorabend spontan unterwegs gewesen sind und ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich bügeln sollte.

Darauf erboste er nur noch weiter und meinte, er habe keine Lust darauf, dass ich meine Faulheit damit entschuldige, dass er etwas Gutes für mich tut (damit meinte er das spontane Treffen mit den Freunden) und ich ihm das auch noch vorwerfe. Meine Antwort war jedoch nicht als Vorwurf gemeint, sondern sollte bloß erklären, warum ich am Vortag nicht gebügelt hatte. Ich habe es nicht mehr geschafft den Mund aufzubekommen und ihm das zu erklären, ich hatte das Gefühl, meine Luftröhre sei blockiert und ich hätte keine Kontrolle mehr über die Muskulatur, die für Atmen und Sprechen gebraucht wird. Fünf Minuten später verließ er die Wohnung Richtung Arbeit und sobald er weg war hatte ich einen Nervenzusammenbruch.

Ein anderes, weniger drastisches Beispiel ereignete sich im Supermarkt. Die Dame an der Käsetheke war überlastet und rief eine Kollegin hinzu, die nicht gesehen hatte, in welcher Reihenfolge die Kunden dazu gekommen waren (die Käsetheke ist rund, eine geordnete Anstellschlange gibt es dort nicht) und frage nach. Ich wäre als nächstes drangekommen und meldete mich auch. Ein Mann intervenierte und meinte, er sei als nächstes dran und außerdem brauche er ja eh nicht viel, also habe die Dame ihn zuerst zu bedienen. Die Verkäuferin war von seiner Dominanz geschockt und bediente ihn daher als erstes und auch ich sah mich völlig außer Stande ein weiteres Wort zu sagen, bis der Mann weg war.

Solche Situationen erlebe ich leider regelmäßig. Was kann ich tun, um zu lernen, in solchen Situationen aktiv zu agieren/reagieren und nicht einfach zu erstarren? Wie kann man diese Sprechblockade löse? Braucht es dafür eventuell eine Therapie?

Viele Grüße,
Doris

Die Auflösung dieses FALLES
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