Hilfe: Mein Freund ist dauernd bekifft
Betreff: Cannabis-Sucht des Freundes
Lieber Herr Bonelli,
erst einmal vielen herzlichen Dank für ihre inspirierenden Videos.
Zu meinem Anliegen:
Mein Freund (32a) und ich (29a) sind nun schon seit über vier Jahren ein Paar und wohnen zusammen. Zu Beginn unserer Beziehung rauchte mein Freund ab und an einen Joint. Anfangs dachte ich, er würde nur gelegentlich konsumieren doch mit der Zeit, insbesondere durch das Zusammenziehen, wurde mir klar, dass er täglich rauchen muss (schätzungsweise 1-2 Joints täglich), um seinen Alltag entspannt erleben zu können.
Wir hatten schon einige Gespräche über seinen Konsum. Hier wurde deutlich, dass er das Rauchen in der Jugend aufgrund schulischer Überbelastung anfing und bis heute nicht damit aufhören konnte bzw. wollte. Die Gespräche über den Konsum hatten unterschiedlichste Gründe, mal verheimlichte er das Rauchen, mal zog er sich immer mehr zurück, mal verteidigte oder beschönigte er seinen Konsum und mal wurde er aufgrund seiner Entzugserscheinungen verletzend mir gegenüber.
Diese Erfahrungen führten dazu, dass ich ihm immer wieder nahelegte doch mal genauer hinzuschauen woher das Bedürfnis nach Cannabis wohl käme, welche Therapiemöglichkeiten es doch gäbe, welche Bücher doch interessant sein könnten usw. … Doch bislang hat sich nichts geändert.
Wie kann ich würdevoll mit diesem Thema umgehen? Ich möchte ihn nicht unter Druck setzen, ihm seine Freiheit und Selbstbestimmung lassen, doch spüre ich immer wieder ein ungutes Gefühl, wenn ich wieder merke, dass er geraucht hat. Dazu muss ich sagen, dass ansonsten die Beziehung wunderbar läuft, er sein Leben problemlos bewältigt und wir uns sehr nahestehen. Doch immer, wenn ich meine Zweifel äußere, verteidigt und verharmlost er seine Sucht und verlangt von mir, dass das sein Thema sei und nicht meines.
Ich bin verwirrt, wie geht man mit der Sucht seines Partners um, wie reagiert man direkt nach dem Rauchen eines Joints? Ich würde ihm gerne diesbezüglich wohlwollend, liebend und verständnisvoll begegnen, ihm seine Zeit für Entwicklung geben, da ja jeder Mensch so sein „Päckchen“ mitbringt und an unterschiedlichen Stellen im Leben bereit ist diese auch anzuschauen. Das ist ja auch ein Stück weit menschlich, Schwächen zu haben und die Sucht hatte ja auch irgendwann in seiner Jugend für ihn einen Sinn.
Dennoch möchte ich auch klar verdeutlichen, dass die Sucht in mir Ängste und Sorgen auslöst, wenn ich an eine Zukunft mit ihm denke und in meinen Augen wohl eher weniger dem „Guten und Schönen“ entspricht, um es mit Ihren Worten zu formulieren. Mein „Nein“ zu seiner Sucht ist für mich auch ein Ausdruck meiner Liebe zu ihm. Wie kann ich ihm bei einer Entwicklung hin zu einem suchtfreieren Leben unterstützen und ihn dazu inspirieren Verantwortung für sich und seine Sucht zu übernehmen?
Ich sage herzlichen Dank so oder so, alles Liebe, Gute und Schöne für Sie und Ihre Familie.
Herzensgrüße,
Natalie