Ex-Freund loslassen & Liebeskummer überwinden – So gelingt es!
Betreff: Ungewollt Single
Lieber Herr Professor Raphael Bonelli,
ich hoffe, dass Sie wunderschöne Feiertage mit Ihren Liebsten verbringen. Es würde mich freuen und ich wäre Ihnen dankbar, falls Sie künftig einmal Zeit und Freude daran hätten, ein Video zum Thema „Loslassen einer Liebe“ zu veröffentlichen.
Es gibt sicher weit schwierigere Geschichten zu dem Thema als meine. Falls Sie aber meine Geschichte dazu als Anlass nehmen möchten, sehr gerne.
Vor einem Jahr musste ich meine 7jährige Beziehung loslassen. Wir wünschten uns nicht dieselbe Zukunft (er wünschte sich Karriere, ich mir mehr Freizeit, Liebesglück, Familie). Mir fehlte Zeit für Gespräche, Erlebnisse, Erotik. Dennoch liebte ich ihn sehr und wollte für uns kämpfen. Schließlich machte er den Schritt zur Trennung. Er verspürte so einen Druck, mir meine Zukunft wegzunehmen und mich unglücklich zu machen. Die Trennung war sehr schmerzvoll. Ich musste ‚Uns‘ loslassen, unsere gemeinsame Vergangenheit, Liebe und Partnerschaft; aber wenigstens nicht mehr so sehr die Vorstellung einer gemeinsamen Zukunft. Anders als bei meiner neuen Liebe.
Ich konnte es nicht glauben, als ich mich im Sommer neu verliebte. Es war ein Kennenlernen wie im Märchen, endlose Glücksgefühle, auch unsere Zukunftswünsche schienen zu harmonieren.
Aber von vorne: Er war in einer Beziehung. Nachdem wir uns kennenlernten, meinte er, entdeckt zu haben, dass ihm in seiner Beziehung vieles fehlte: Zeit, Gespräche und eine Zukunft (da seine Freundin einige Jahre älter ist als er und zwei eigene Kinder hat, mit denen sie zusammen lebt; ihr Ex-Mann wohnt in derselben Wohnung wie sie).
Meine neue Liebe sehnte sich nach einer „normalen“ Beziehung, mehr gemeinsamer Zeit und der Perspektive auf eine Familie. Ich würde all das für ihn verkörpern.
Er war sehr in mich verliebt, das schrieb, sagte und zeigte er mir auf vielerlei Weise. Er sagte mir auch, er habe so etwas noch nie erlebt. So entschied er sich für eine Trennung und wollte mit mir zusammen sein. Auf meinen Vorschlag, „mit uns“ noch zu warten, bis seine Trennung verarbeitet ist, stieg er nicht ein.
Hals über Kopf ineinander verliebt, stürzten wir uns in eine Beziehung. Wir konnten stundenlang reden, es war spannend, humorvoll, liebevoll, nah und intim, erotisch und unsere Chemie schien perfekt. Gerade von seiner Seite war es sehr intensiv. Wir sahen uns fast täglich und nach einem Monat lud er mich zu seiner Familie ein, die in Spanien lebt.
..Jedoch schlummerte in ihm ein enormes Schuldgefühl seiner Ex-Freundin gegenüber, auch eine Trauer, sie zu verlieren. Er fühlte sich verantwortlich, sie zu trösten. Ich war einverstanden, dass er sie zum Reden trifft. Ich verstand auch den Wunsch, die mit ihr aufgebaute Vertrautheit und Freundschaft nicht zu verlieren und wollte ihm diesen Freiraum lassen. Ich vertraute ihm.
Das paradoxe aber war: Je fröhlicher und vertrauter unsere Beziehung wurde, desto größer wurde seine Last. Außerdem dürfte sie ihm gezeigt haben, wie sie nun an sich arbeitet und sich verändert. Das dürfte in ihm Sehnsucht geweckt haben und den Gedanken, es könnte ja doch mit ihnen funktionieren.
Nach ein paar Monaten konnte er nicht mehr und brach plötzlich unsere Beziehung ab. Er wisse nicht, was los sei, was er fühle, ob er richtig entschieden habe. Er sei total überfordert. Kurz darauf sagte er mir, er fühlt sich in der alten Beziehung wie gefesselt.
Nun, zwei Monate nach unserer Trennung ist er wieder mit seiner Ex-Freundin zusammen. Sie arbeiten an dem, was vorher fehlte.
Er liebt sie noch so sehr. Er kann nicht weg. Er möchte aber gern mit mir in Kontakt bleiben und mich freundschaftlich sehen.
** Warum schafft er es nicht, sich aus seiner alten Beziehung, in der er keine Zukunft sieht, zu lösen? Ist das Gewohnheit? Angst? Liebe? Wie konnte er sich dann überhaupt in mich verlieben? Er suchte die Nähe und Echtheit; hat er dann erkannt, dass er doch eine unerreichbare Person lieben „muss“, mit der es nie zu dieser Nähe kommen kann?
*** warum schaffe ich es nicht, ihn loszulassen? Idealisiere ich ihn, da er genau das füllte, was mir fehlte? Geschieht loslassen (nur) innerlich? Muss ich äußere Umstände ändern? Warum schaffe ich es nicht, ihn auf den Mond zu schießen? Obwohl ich nun Klarheit habe, habe ich das Gefühl, dass ich ihn nicht verlieren will. Habe ich Verlustangst?
*** Mir fällt die Trennung so schwer. Unsere Beziehung war kurz, aber sehr intensiv. Da ich meine Wunschvorstellung in Uns projizierte, muss ich nicht nur das >Jetzt< loslassen, sondern auch die Hoffnung auf unsere Zukunft – eine Phantasie. Wie schaffe ich das? Wie kann ich erkennen, dass er nicht „der Richtige“ ist, sonst hätte er anders gehandelt?
**** Ich wünschte mir eine kleine Familie. Aber nicht um jeden Preis, sondern mit einem Partner, den ich liebe. Wie bekomme ich wieder neue Hoffnung?
Herzlichen Dank,
Frau L.G.