HILFE, mein Herz schlägt für den Ex! Emotionale Abhängigkeit überwinden
Betreff: Wie löse ich mich von meinem EX?
Sehr geehrter Herr Prof. Bonelli
kurz zu meiner Person:
mein Name ist Frau Gärtner (verändert), ich bin 51 Jahre alt und Mutter von zwei Töchtern (11J/13J). Nach dem Studium (Biologie/Chemie/Chemie) habe ich in der Gesundheitsindustrie angefangen zu arbeiten, und bin nun seit 2001 beim gleichen Arbeitgeber. Vom Vater der Kinder bin ich seit 9 Jahren getrennt. Wir waren nie verheiratet, pflegen aber ein sehr freundschaftliches Verhältnis und teilen uns die Erziehung der Kinder (3 Tage beim ihm/4 Tage bei mir pro Woche). Durch diese Aufteilung ist es mir möglich meiner Arbeit, die 130 km entfernt ist, problemlos nachzugehen.
Die meisten, die mich kennen, würden mich glaube ich, als ‚starke‘ Frau beschreiben, die weiß was sie will und versucht Ziele bestmöglich umzusetzen. Und trotzdem fühle ich mich in der folgenden Situation hilflos und finde den Mut nicht für ein klares Standing.
Zu meinem Anliegen:
Nach der Trennung vom Vater der Kinder 2011, war ich 3 Jahre Single. Diese Zeit war für mich und die Kinder wichtig, um sich in der neuen Situation einzurichten und die Zeit miteinander intensiv zu genießen.
2014 lernte ich dann einen Mann kennen, der mit seiner Familie in der gleichen Gemeinde lebte, wie wir. Wir begangen eine Affäre, völlig bauchgesteuert. Natürlich wusste ich, dass es nicht richtig war, aber ich hatte das Gefühl aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen. Ich fühlte mich wahnsinnig lebendig und ließ mich auf das Abenteuer ein.
Vor mir hatte er schon einmal eine Affäre und ich hatte immer das Gefühl er ging mit den Heimlichkeiten und den Lügen sehr routiniert um. Er schien seine Rolle bei seiner Familie perfekt zu spielen, denn angeblich ahnte seine Frau nichts. Aber es gab Gerüchte im Ort und die Situation spitzte sich zu. Nach 11 Monaten Affäre, erzählte er seiner Frau von uns, die ihn daraufhin nach über 20 Jahren Beziehung und Ehe, mit dem gemeinsamen Sohn sofort verließ.
Wir waren nun offiziell ein Paar und einige Zeit später, auf mein Drängen hin, ist er bei uns eingezogen. Er wollte nicht einziehen, er wollte seine Freiheit, obwohl er in Beziehung mit mir war. Ich hatte Angst, dass sich alles wiederholt und er wieder eine Affäre beginnt. Aber auch das Zusammenleben hat nichts an seinem Freiheitsdrang geändert.
Er begann verstärkt allein oder mit seinem besten Freund, der Frauen konsumiert wie gutes Essen, wegzugehen. Er flirtete in meinem Beisein und ließ sein Handy niemals unbeaufsichtigt.
Wenn ich meine Ängste und Bedenken äußerte, dann war ich entweder die Engstirnige, an allem Rumnörgelnde, oder noch schlimmer, die Ursache für sein Verhalten. Denn durch meine Kritik und mein Misstrauen, bliebe ihm ja gar nichts anderes übrig.
Mit den Monaten habe ich mich immer mehr in eine Art Hilflosigkeit reingesteigert. Meine Gedanken kreisten nur noch um ihn und was er wohl gerade machte. Das Ganze hat sich mit der Zeit in zu viel Alkohol, Schlaflosigkeit, Beruhigungsmittel und sogar bis hin zu Handgreiflichkeiten gesteigert.
Ich war nicht mehr ich selbst, habe mich nicht mehr gespürt und keine Grenzen wahrgenommen. Als er dann jedoch eine ganze Nacht nicht nach Hause kam, war es endlich soweit. Ich wurde innerlich ruhig und wusste, jetzt ist der Zeitpunkt der Trennung gekommen. Das war 3 Jahre nachdem wir eine Affäre begonnen hatten.
Obwohl mittlerweile 3 Jahre vergangen sind und ich jeden Kontakt und jede Begegnung vermeide so gut es geht, bin ich nicht frei von Angst. Immer noch habe ich das Gefühl der emotionalen Abhängigkeit, kann das Gefühl der Hilflosigkeit einerseits, aber auch das wahnsinnige Gefühl der Lebendigkeit und des Abenteuers in mir wachrufen.
Ich habe es bis heute nicht geschafft mich weder gedanklich noch real ihm gegenüber klar zu positionieren. Meine neue Partnerschaft leidet darunter sehr.
Zu meinen Fragen:
Wie löse ich mich aus dieser ‚kranken‘ emotionalen Verstrickung? Warum werden solche Gefühle in mir wach?
Wie finde ich den Weg mutig und gelassen zu sein und selbst eine Situation zu bestimmen, wenn wir uns das nächste Mal sehen, und nicht immer nur auf sein Vorgehen und Handel zu reagieren?
Die Entscheidung so klar und souverän bei der nächsten Begegnung zu handeln habe ich im Kopf schon längst getroffen, nur spüren tue ich die Entschlossenheit nicht. Vor allem, wenn ich ihn dann sehe.
Herzlichst und in freudiger Erwartung einer inspirierenden Antwort,
Ihre Frau Gärtner